Eine Reise durch die Geschichte der Hypnose

veröffentlicht von Evelyn Chalmakoff | 26.05.2020

Wenn du das Wort “Hypnose” hörst, reagierst du mit Skepsis oder sogar Angst? Es geht vielen so, doch warum eigentlich? Die Geschichte der Hypnose reicht zurück bis ins alte Ägypten. Und heute sind Hypnosetechniken sogar wissenschaftlich anerkannt. Los geht es auf eine Reise durch die Geschichte der Hypnose:

Die Geschichte der Hypnose geht weit zurück. Entsprechende Techniken werden in verschiedensten Quellen erwähnt. Foto: Fred Pixlab

Wann die Geschichte der Hypnose tatsächlich begann, ist heute schwer zu sagen. Die ersten Aufzeichnungen über Hypnose findet man bei dem ältesten, bekannten Urvolk der Erde, den Sumerern. In den über 4000 Jahre alten Keilschriften wird beschrieben, dass speziell ausgebildete Priesterärzte durch die Anwendung von Hypnose, kranke Menschen heilten. Ebenfalls ist in den alten Schriften ersichtlich, dass die Sumerer bereits die unterschiedlichen Hypnosestufen (leichte, mittlere und tiefe Trance) kannten.

Tempelschlaf in Ägypten

Es existieren Berichte darüber, dass Hypnose ca. 1500 v. Chr. in den Serapis-Tempeln in Memphis (Ägypten) und auch in den Isis-Tempeln entlang des Nils verwendet wurde. Priester versetzten die Kranken in einen neun Tage dauernden “magnetischen Schlaf”. Im Traum erschien dem Kranken die Göttin Isis. Diese gab ihm Informationen über seine Krankheit und Tipps zum Gesundwerden lieferte.

Hawaianischer Schamanismus

Viele der heute noch verwendeten Darstellungen zur Hypnose finden sich bereits in den Lehren der Kahunas. Auch wenn diese heute lediglich anders benannt werden.

Die Geschichte der Hypnose ab dem 18. Jahrhundert/Exorzismus

Um das Jahr 1775 begann die Hypnose sich von ihrem mythisch-religiösen Hintergrund zu lösen. Die drei Hauptfiguren in diesem Ablösungsprozess waren Johann Joseph Gassner (1727-1179), Maximilian Hell (1720-1792) und Dr. Franz Anton Mesmer (1734-1815). Gassner war katholischer Priester und Exorzist. Hell war Jesuitenpater und Astronom und Mesmer war Arzt.

Gassners Karriere begann mit einer Stelle als Landpfarrer in einem kleinen Dorf in der Ostschweiz. Nach einigen Jahren begann er unter häufigen Kopfschmerzen und Schwindel zu leiden. So glaubte er, dass der Teufel dahinter steckte und begann, katholische Exorzismus-Riten anzuwenden. Damit war er erfolgreich, wandte diese Riten auch auf andere Menschen an und wurde ein sehr gefragter Heiler. Etwa zur selben Zeit begann der Jesuitenpater Maximilian Hell, Kranke zu heilen, indem er Stahlplatten an ihre Körper legte.

Animalischer Magnetismus – Franz Anton Mesmer

Im Herbst 1775 setzte der bayerische Kurfürst Max Joseph eine Kommission zur Untersuchung der exorzistischen Praktiken ein. Unter den Mitgliedern befand sich auch Franz Anton Mesmer, der durch eine neue Energieform berühmt geworden war, welche er “animalischen Magnetismus” nannte. Er behauptete, eine ungünstige Verteilung dieses Magnetismus im menschlichen Körper bewirke alle möglichen Krankheiten. Er könne das natürliche Gleichgewicht dieses Magnetismus wieder herstellen, indem er mit seinen Händen über den Körper der Patienten streiche. Mesmer bewies der Kommission, dass Gassners “Exorzismus” nicht ein Kampf gegen den Teufel sei, sondern eine wissenschaftliche Methode. Daraufhin schrumpfte Gassners Patientenzahl, und Messmers Praxis begann zu florieren. Mesmer wurde immer bekannter mit seinen magnetischen Behandlungen. Seine Partys waren sehr beliebt und wurden unter anderem auch von der Familie Mozart frequentiert.

Mesmers idyllisches Leben wurde arg gestört, als man ihm einen Skandal im Zusammenhang mit der Heilung eines blinden Mädchens anhängen wollte. Er wurde als Scharlatan verschrien und verließ Wien im Jahre 1778 in Richtung Paris. Dort eröffnete er eine “magnetische Praxis”. Sein Erfolg machte ihn erneut berühmt. Jedoch wurde er von den Schulmedizinern noch immer nicht akzeptiert.

Im März 1780 setzte der französische König Ludwig XVI. eine Kommission ein, die Mesmers Heilungen untersuchen sollte. Die Kommission befand, dass die magnetischen Phänomene auf Einbildung beruhten, zweifelte jedoch nicht an Mesmers Heilerfolgen. Trotz diesem Verdikt begann Mesmers Einfluss sich auszudehnen. Die Französische Revolution setzte Mesmers Praxis in Paris ein Ende. Er verlor sein Vermögen und zog wieder an seinen heimischen Bodensee (Frauenfeld sowie Konstanz und Meersburg). Unterstützt durch eine Rente des französischen Staates, lebte er das ruhige Leben eines Pensionierten. Im Alter von 75 Jahren wurde er von einem Schweizer Arzt namens Zugenbühl wiederentdeckt. Eine magnetische Klinik in Berlin bot ihm eine Stelle als Direktor an. Mesmer verzichtete im Hinblick auf sein hohes Alter. Das Haus, in dem er am 5. März 1815 starb, dient heute als Meersburger Weinmuseum.

Aufgrund seiner Popularität nannte man den Vorgang des Hypnotisierens lange Zeit auch “Mesmerisieren“. Dieser Ausdruck existiert auch heute noch im englischen Sprachgebrauch (to mesmerize – hypnotisieren)

Puységur (1751-1825)

Während es in Mesmers Praxis eher laut zuging, erfand sein Schüler, der Marquis de Puységur eine “stille Krise” oder einen “magnetischen Schlaf”. Er benutzte dazu – wie Mesmer – ein “baquet” (Holzzuber, der mit Wasser, Eisenspänen und Glassplittern gefüllt war). Puységur prägte den Begriff “künstlicher Somnambulismus”.

Philippe François Deleuze (1753-1835)

Philippe François Deleuze, ein Jünger Puységurs, war der Entdecker der posthypnotischen Suggestion.

José Custodio de Faria (1755-1819)

Faria, ein portugiesischer Wanderpriester, entdeckte, dass Mesmerismus vom Charakter des Hypnotisanden und vor allem von seinem Willen zur Zusammenarbeit abhing.

John Elliotson (1791-1868)

Elliotson, Chirurgie-Professor am University College of London und Erfinder des Stethoskops, begann Mesmerismus im Zusammenhang mit Schmerzkontrolle zu studieren, was ihn seinen Job kostete.

James Esdaille (1808-1859)

James Esdaille, ein schottischer Chirurg, war verantwortlich für ein Spezial-Krankenhaus in Calcutta/Indien. Er las Elliotsons Buch und vollzog daraufhin mehr als tausend Operationen mit Hypnose als einzigem Anästhetikum (Chemo-Anästhesie gibt es erst seit 1844). Mehr als 300 davon waren schwere Operationen, darunter 19 Amputationen. Die Sterblichkeitsrate bei seinen Operationen sank von 50 auf 5 Prozent. Als Esdaille nach England zurückkehrte, nahm ihm die British Medical Association seine Lizenz weg.

James Braid (1795-1860)

Nach Mesmer begann sich das Verständnis der Hypnose langsam von der “äußeren Kraft” des Hypnotiseurs auf die “innere Kraft” des Patienten zu verlagern. Einer der ersten, der den “magnetischen Schlaf” mit inneren Prozessen des Patienten erklärte, war der schottische Arzt und Chirurg James Braid. Braid war zuerst der Ansicht, dass es sich bei der Hypnose um eine Art Schlaf handelte. Daher nannte er das Phänomen “Neurypnologie” (= nervöser Schlaf) und später “Hypnose”, abgeleitet vom griechischen Gott des Schlafes, «Hypnos».

Kurz vor seinem Tod änderte Braid seine Meinung und erklärte Hypnose als “Konzentration der Aufmerksamkeit und Erhöhung der Einbildungskraft”. Er wollte den Begriff “Hypnose” durch “Monoideismus” ersetzen. Aber es war bereits zu spät: Die Bezeichnung “Hypnose” hatte sich fest etabliert.

Die Hypnose hat eine lange Geschichte und ist jetzt wissenschaftlich anerkannt.

Geschichte der Hypnose – Dresden

Bei meinen Recherchen habe ich auch etwas zur Geschichte der Hypnose in Dresden gefunden: Franz Szapáry von Szapár, Muraszombat und Szécsisziget (Ferencz) Graf (1804–1875), war ein ungarischer Magnetiseur und Agronom.  Sein Hauptinteresse galt dem Mesmerismus und der Magnetotherapie, worüber er sich autodidaktisches Wissen aneignete. In den 1840er-Jahren betrieb Szápáry die Magnetische Heilanstalt in Dresden, in der er v. a. Patienten mit Somnambulie behandelte. Später übersiedelte er nach Paris, wo er sich als Vertreter der Pariser Deutschen-Magnetischen Schule bezeichnete. Seine Erfahrungen auf dem Gebiet der Magnetismusforschung veröffentlichte er 1845 als „Katechismus des Vital-Magnetismus zur leichteren Direction des Laien-Magnetiseurs“. Darin vertrat er die Auffassung, dass man Krankheiten des Nervensystems bzw. Schmerzen durch animalischen Magnetismus heilen könne. Er berief sich dabei v. a. auf die Theorien des Chirurgen Carl Kluge. Zudem vertrat er die Ansicht, dass jeder Mensch magnetische Heilfähigkeiten habe.

Ambroise A. Liébault (1823-1904) und Hyppolyte Bernheim (1837-1919)

Liébault, ein bescheidener und armer Arzt, der in der Nähe von Nancy/Frankreich praktizierte, begann sich für Hypnose zu interessieren, nachdem er Braids Buch “Neurypnology” gelesen hatte. Er begann, nicht nur funktionelle, sondern auch organische Störungen mit Hypnose zu behandeln. Um nicht als Scharlatan betitelt zu werden, verzichtete er bei Patienten, die sich mit Hypnose behandeln liessen auf sein Honorar. Im Jahre 1895 behandelte Hippolyte Bernheim, ein Professor am Medizinischen Institut in Nancy einen Patienten erfolglos gegen Sciatica, eine Form von Neuralgie.

Der Patient ging zu Liébault, liess sich hypnotisch behandeln und wurde sofort gesund. Bernheim, der eigentlich vorgehabt hatte, Liébault als Scharlatan zu überführen, war augenblicklich fasziniert von der Hypnose. Die beiden begannen, zusammen zu arbeiten und gründeten später die Hypnose-Schule von Nancy. Die Nancy-Schule glaubte, dass Hypnose ein psychologisches Phänomen sei, und dass Symptombeseitigung durch Hypnose harmlos sei.

Jean-Martin Charcot (1825-1893)

Jean-Martin Charcot, der größte Neurologe seiner Zeit, glaubte, Hypnose sei ein pathologisches Phänomen und nur hysterische Menschen könnten hypnotisiert werden. Seine falschen Annahmen basierten auf Demonstrationen eines belgischen Bühnen-Hypnotiseurs sowie auf der Tatsache, dass Charcot nie jemanden hypnotisiert hatte. Seine “Salpetrier-Schule” sollte ein Leben lang mit der Nancy-Schule auf Kriegsfuß stehen. Nach Charcots Tod wurde die Nancy-Schule offiziell anerkannt. Hypnose basierte offiziell auf Suggestion und wurde ein effizientes Therapie-Werkzeug.

Pierre Janet (1859-1947)

Pierre Marie Felix Janet, ein Franzose, war Psychologe mit Spezialgebiet “Hysterische Neurose”. Er wurde von seinem früheren Lehrer Charcot zum Direktor der Salpetrière, einer psychiatrischen Klinik in Paris, ernannt. Janet behauptete, die Übergänge von höheren zu tieferen geistigen Vorgängen seien fließend (Bewusstsein – Unterbewusstsein).

Sigmund Freud (1856-1939)

Jetzt wird sich so mancher Leser wundern: Was hat Freud mit der Geschichte der Hypnose zu tun? Doch der Wiener Arzt Sigmund Freud, Begründer der Psychoanalyse, war der erste, der das menschliche Unterbewusstsein wissenschaftlich erforschte. Freud sah allerdings das Unterbewusstsein völlig anders als es ein moderner Hypnotherapeut heute sehen würde. Für Freud war das Unterbewusstsein eine trübe Suppe von unterdrückten Sexual- und Todestrieben. Seine Fixierung, die vor dem Hintergrund der verklemmten Wiener Gesellschaft heute verständlich ist, war der Grund für viele seiner Schüler und Kollegen (Breuer, Adler, Jung), sich später von ihm abzuwenden.

Freud hatte bei Jean-Martin Charcot Hypnose studiert und sich auch in der Nancy-Schule aufgehalten. Später widmete er sich voll seiner Technik der freien Assoziation und ließ die Hypnose fallen. Obschon er sich nie gegen Hypnose ausgesprochen hatte, trat diese durch Freuds enormes Prestige einen Dornröschenschlaf an. Böse Zungen behaupten, Freud habe die Hypnose fallen lassen, weil sie ihm zu schnelle Resultate gebracht hätte. Er soll es vorgezogen haben, der reichen Wiener Gesellschaft die langwierige und teure Psychoanalyse zu verkaufen.

 

Milton H. Erickson (1901-1980)

In der Geschichte der Hypnose darf er nicht fehlen. Und ich bin ein Fan von Milton Erickson. Seine Geschichte und seine Arbeit ist beeindruckend. Ihm werde ich zu gegebener Zeit einen separaten Blog-Artikel widmen. Deshalb hier nur eine kurze Zusammenfassung seiner Arbeit.

Der amerikanische Arzt und Psychiater Milton Erickson, war wohl eine der wichtigsten Figuren im Kampf um die offizielle Anerkennung der Hypnose als Therapieform. Ericksons Methode hat vor allem zwei hervorstechende Merkmale: Permissive Suggestion und indirekte Suggestion durch Metaphern. Allein durch Erzählen von Geschichten brachte Erickson seine Patienten dazu, in Trance zu gehen. Die gewünschten Veränderungen und Heilungen traten wie durch ein Wunder ein. Seit Erickson wissen wir, dass ein Mensch auch gegen seinen Willen in Trance gehen kann, und dass es gewisse Sprachmuster gibt, welche die Trance vertiefen. Die moderne Anwendung der Hypnose in der Psychotherapie hat er mitgestaltet und stark beeinflusst.

James Hull und Estabrooks

Während der beiden Weltkriege sowie des Korea-Krieges erlebte die Hypnose eine Renaissance aufgrund der erfolgreichen Behandlung von Shell-Shock-Opfern (posttraumatisches Stress-Syndrom). Zu nennen sind in diesem Zusammenhang William James, Clark Hull und G.A. Estabrooks. 1955 erkannte die Britische Ärztegesellschaft die Hypnose als wirksame Therapie an. 1958 tat die amerikanische Ärztegesellschaft es ihr gleich, und heute werden Hypnose-Kurse an allen medizinischen Instituten angeboten.

Dave Elman (1900-1967)

Dave Elman hat neben Milton Erickson den Status des besten und bekanntesten Hypnotiseurs des 20. Jahrunderts. Jeder Hypnotiseur kennt die Elman Induktion – mit welcher Klienten in wenigen Minuten in tiefe Trance versetzt werden. Die Methode von Dave Elman zeichnet sich durch eine hohe Wirksamkeit und einen schnell zu erreichenden Hypnosezustand aus. Elman ist auch der Entdecker von Hypno-Sleep, eines erstaunlichen Zustands der Hypnose, welche bis heute noch nicht endgültig erforscht ist.

2006 schließlich wurde die Hypnotherapie in Deutschland vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie wissenschaftlich anerkannt.

Du kennst die Lösung. Du weißt es nur noch nicht.

– Milton H. Erickson

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Hi, ich bin Evelyn und meine Leidenschaft ist es, Menschen mit der Kraft der Hypnose und des Mentaltrainings ihre Ziele einfach erreichen zu lassen.

Marketingfachleute sagen mir, ich muss mich spezialisieren. Das will ich nicht, denn so bunt wie die Anliegen meiner Klienten ist auch meine Expertise. Meine Aufgabe ist es, für dich genau die Techniken zu nutzen, mit denen du dauerhaft glücklich bist.

Du bemerkst vielleicht, dass mir fundierte und erprobte Techniken sehr wichtig sind. Genau aus diesem Grund lernte und lerne ich von renommierten Trainern weltweit, wie z. B. Martin Castor Petersen, Connirae Andreas, Lukas Derks, John Overdurf, Freddy und Anthony Jacquin.

Mein Wissen für Dich – Ich freu mich auf Dich!